Es gab ihn schon mal hier auf meiner Seite, den Wochenrückblick, das war anno 2012. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Ich habe zum Beispiel geheiratet, ein *rite de passage*, der mich ziemlich aus der Bahn geworfen hat, im freudvollsten Sinne. Danke Jim.
Mit dem festen Vorsatz, dieses Jahr mehr zu schreiben, starte ich an einem Sonntagabend mit einem kleinen Wochenrückblick.
Wochenrückblick Woche 4 / 2015
|Getan| 2x Yoga, 1x Prüfung KSA (Soziale Organisation)
|Gedacht| “Uns geht’s so gut.” beim friedlichen Essen mit meinem Mann.
Und: „Typisch Mann!“ beim Sehen von Aufnahmen in einer Vorlesung, wo es um öffentliche Zurschaustellung von Selbstverletzung einer Sufi-Brüderschaft ging, mit dem Zweck neue Mitglieder anzuwerben. Anscheinend sind diese performances das gängige Mittel. Es steht ganz im Gegensatz zu den Versammlungen der Gruppe (die wir vorher gesehen haben), die regelmäßig in einem Gebetsraum abgehalten werden, sehr stark strukturiert erscheinen, in denen sich Stunden der gemeinsamen Praxis von ruhigem Gebet mit exstatischen Tanzkreisen abwechseln. Der Sinn, die Präsenz eines Gottes in sich erfahren.
Jetzt befinden wir uns als Zuschauer auf einer Straße im Irak und die Männer buhlen, wer von größerem Mut und unverwundbarer sei. Wir sehen eine Ansammlung von tanzenden, sich in Trance befindenden Mitgliedern einer Gruppe von Sufis. Geworben wird mit Steine schlucken und wieder ausspucken, Rasierklingen in einer Reihe auf die Zunge legen – schlucken – und einzeln wieder ausspucken, einem jungen Mann Messer in den Kopf rammen, und wieder rausziehen ( blutet nicht) und als Krönung 3 Jungen die Kehle durchschneiden, wobei zuerst nichts passiert, kein Blut zu sehen ist, erst nach ein paar Minuten liegen die 3 plötzlich in in Blutlacken.
Das war der Moment, wo der Dozent räuspernd die Aufnahme unterbrach und das Mikrofon wieder an den Gastdozenten, einen Ethnologen und Filmemacher der Aufnahmen für weitere Erklärungen übergab. Der Saal der versammelten StudentInnen schaute sich nervös lachend an. Eine Studentin fragte: Kamen bei diesen Aufnahmen eigentlich Menschen zu Tode, während Sie gefilmt haben? Der Gastdozent, verlegen, erklärte, dass es Fälle gibt, wo nach dem außergewöhnlichen Zustand der Trance die natürliche Körperreaktion wieder eintritt, was wohl bei manchen Teilnehmern mit dem Tod endete.
Hmm! Dabei hatte der Vortrag so gut begonnen. Die Bedeutung der Traumdeutung in der spirituellen Praxis der Sufis wurde hervorgehoben, als auch die Wichtigkeit von der Meisterschaft des Umgangs mit Zeit. Wie wichtig die Gegenwart in ihrer Religion ist und die Loslösung von der Selbstidentifikation mit den eigenen Gedanken. Klingt doch alles ganz vertraut. Und dann diese … mir fällt dazu nur ein „Buben-streiche“…Brutalinskis. Wirklich wahr!
(Auch wenn, wir StudentInnen das natürlich als wertfrei und als „soziales Phänomenen“ betrachten könnten. Trotzdem Heftig! )
|Geärgert| über dieses unerwartet blöde Zurschaustellen von Gewalt und das grausame Ende.
|Gefreut| über das gute pakistanische Essen im Deewan. Dass ich den Mut hatte, zu einer Prüfung zu gehen, obwohl ich nur 1ne Woche dafür gelernt hatte. Über den feinen Humor von Abderrahmane Sissako im Film Timbuktu und die vielen unerwartenden Momente der Schönheit. Absolut sehenswert!
|Gewonnen| eine freie Nase und eine damit verbundene gute körperliche Kondition.
|Gekauft| Essen.
|Geklickt| Neu-entdeckung eines Blogs einer Frau namens Sofaheldin. Entdeckte darauf sehr viele schöne Fotos, vor allem auch von Innenräumen! Was ich aus Gründen der Privatsphäre der Menschen (das ist wahrscheinlich eine Ausrede von mir), die mich fotografieren lassen, nicht poste, holt sie sich von ganz offiziellen Maklerseiten. Gute Idee.
|Gehört| Als Lernmusik „Illumination- Peaceful Gregorian Chants“ von Dan Gibson – gibt’s auf youtube.
|Gesehen| den Film Timbuktu (siehe oben) und eine 3-teilige Arte Dokumentation von Frédéric Castaignède über Städte der Zukunft. Mit unterschiedlichen Beispielen, hauptsächlich aus Asien, Arabischen Raum und Russland. Besonders eindrücklich, aber auch erschreckend SongDo in Südkorea als Beispiel für eine smart and sustainable city. Technologisch interessant, aber will man so leben? Und wie verlässlich ist Technik wirklich?